Von der Freude am Gärtnern und geretteten Flüchtlingskindern
Im Garten von Paule passiert etwas Überraschendes während Oscar und seine Familie zu Rettern in der Not werden. Das sind die August-Buchtipps des Forum Lesens!
Pauls Garten
Von Timon Meyer
Illustriert von Julian Meyer
- Verlag: DIOGENES
- Seiten: 32
- ISBN: 978-3-257-01288-0
- Preis: 14 Euro
- Altersempfehlung: ab 4 Jahren
Paule hat einen eigenen Garten, in dem er voller Freude gärtnert. Gern nimmt er die Hilfe von Klein Erna an. Als aber der Tag der Ernte anbricht, ist der Garten leer, Erna hat alles an die Nachbarn verschenkt. Diese revanchieren sich jedoch und es gibt ein gemeinsames Festessen mit den Produkten aus Paules Garten.
Das Kinderbuch thematisiert die Freude am Gärtnern, vermittelt aber auch die Relevanz von Geben und Nehmen.
Inhalt
Der Maulwurf Paule hat einen schönen Garten, in dem er voller Freude gärtnert und sich auf seine Ernte freut. Das Schweinchen Klein Erna sieht ihm gern bei allem zu und möchte ihm helfen. Paule bringt Klein Erna alles bei, was er weiß, Obst und Gemüse wachsen und gedeihen bei den beiden. Als es ans Ernten geht und Paule in seinen Garten kommt, sind Beete und Bäume leer. Klein Erna hat sämtliches Obst und Gemüse an die Nachbarn verschenkt. Paule ist hungrig und frustriert, doch da kommen die Nachbarn nach und nach und bringen mit, was sie aus Paules Obst und Gemüse gekocht oder gebacken haben. Gemeinsam essen und trinken alle und Paule hat nun dank Erna viele neue Freunde gefunden.
Bewertung
Ein eigener Garten bereitet viel Freude, aber er macht auch Mühe. Die vielfältigen Gartenarbeiten, welche für das Ziehen und Pflegen der unterschiedlichen Obst- und Gemüsesorten nötig sind, kann der Leser in den Texten nachlesen, aber auch in den vielen Illustrationen entdecken. Die Bilder sind ein absolutes Highlight. Groß und farbenfroh gehalten, gibt es hier unglaublich viel zu entdecken. Es lassen sich zudem viele kleine, witzige Details finden, die zum Schmunzeln einladen. Die Hauptpersonen sind verschiedene Tiere, welche anthropomorphisiert werden. So ist Paule ein Maulwurf und Klein Erna ein Schwein. Die kurzen Texte sind eingängig und in Reimform geschrieben.
Das Buch spiegelt die Freude an einem eigenen Garten wider, die Befriedigung der Gärtner, wenn sie sehen, wie ihre Pflanzen wachsen und gedeihen. Es zeigt auch die vielfältigen Möglichkeiten auf, Obst und Gemüse weiterzuverarbeiten. Dies alles wird auf eine witzige, kindgerechte Art und Weise in Wort und Bild erzählt.
Die Botschaft des Kinderbuches, mit anderen zu teilen und sich gemeinsam an etwas zu erfreuen, wird unaufdringlich und ohne erhobenen Zeigefinger vermittelt. Sehr empfehlenswert für Kindergarten-Kinder, aber auch für Erstleser und Erstleserinnen.
Calypsos Irrfahrt
Von Cornelia Franz
- Verlag: Carlsen
- Seiten: 142
- ISBN: 978-3-551-55519-9
- Preis: 12 Euro
- Altersempfehlung: ab 10 Jahren
Oscar unternimmt mit seinen Eltern einen für ihn langweiligen Segeltörn im Mittelmeer. Als sie zwei Kinder in einem Rettungsring entdecken und an Bord nehmen, beginnt für alle eine Odyssee. Kein Land will die Flüchtlingskinder aufnehmen.
Größtenteils wird aus der Ich-Perspektive des Einzelkindes Oscar erzählt, wie alle Beteiligten versuchen, mit dieser Situation umzugehen. Kindgemäß und berührend wird dem Leser vermittelt, was die beiden Flüchtlingskinder erlitten haben und dass sie ganz auf sich gestellt sind.
Inhalt
Als Oscar und seine Eltern die beiden Kinder Moh und Nala, welche aus dem Kongo geflohen sind, in letzter Minute aus dem Wasser ziehen und so vor dem Ertrinken retten, ist keinem bewusst, wie schwierig sich diese Situation entwickeln wird. Kein Hafen, den sie ansteuern, ist bereit die Kinder aufzunehmen. Wohin sollen sie mit den beiden segeln? Da Nala sich viel Mühe gibt, die deutsche Sprache zu lernen, sind anfängliche Verständigungsprobleme bald behoben. Gemeinsam überstehen sie auch einen gewaltigen Sturm. Jedoch gelingt es den Eltern weder in Griechenland noch in Italien, die Kinder unterzubringen, sie haben sogar Probleme, mit ihnen an Land zu gehen. Als ihnen auf Mallorca, nach Beendigung ihres Segeltörns, Unterstützung durch eine Flüchtlingshilfe zugesagt wird und Oscar dies zufällig erfährt, beschließen die drei Kinder gemeinsam zu fliehen. Oscar möchte sich nicht von den beiden trennen und Nala und Moh wissen, dass ihre Eltern tot sind. Beide sehnen sich nach Liebe, Unterstützung und einem Zuhause. Zu guter Letzt entscheiden Oscars Eltern, welchen die beiden Flüchtlingskinder ebenfalls ans Herz gewachsen sind, die Geschwister illegal mit über die Grenze mitzunehmen und ihnen in Deutschland ein neues Zuhause zu geben.
Bewertung
Oscar findet in Nala und ihrem Bruder Moh gute Freunde, für ihn sind es die Geschwister, die er nie hatte. Die beiden Flüchtlingskinder haben alles verloren, ihre Eltern, ihre Heimat und fast ihr Leben. Beide passen sich an die neuen Gegebenheiten an, sie lernen schnell. In kleinen kurzen Gesprächen, welche die beiden miteinander führen, erhält man Informationen über ihre Vergangenheit. Eindrücklich wird geschildert, wie kein Hafen, kein Land, wie sich niemand für die Kinder zuständig und verantwortlich fühlt. Die Geschwister sind ganz sich selbst und ihrem Schicksal überlassen. Oscar und vor allem seine Eltern stehen nun in einer großen Verantwortung, die sie am Ende wahrnehmen, indem sie beschließen, die Kinder bei sich aufwachsen zu lassen. Welche bürokratischen Hürden es dabei noch geben wird und wie der Alltag in Hamburg mit den beiden Flüchtlingskindern aussehen wird, bleibt offen.
Sprachlich ist das Buch leicht zu lesen, die anfänglichen Verständigungsprobleme und Verhaltensmuster aller Beteiligtenwerden sowie ihre Gefühlslage werden gut nachvollziehbar geschildert. Das Kinderbuch thematisiert das Thema Flüchtlingskinder anschaulich, ohne dabei jedoch zu drastisch zu werden. Die kindgerechte und sensibel geschriebene Geschichte geht unter die Haut und zieht den Leser in ihren Bann.
Zum vorliegenden Buch existieren auch Arbeitsmaterialien für den Unterricht.