Vom Glück und Kummer, den Freunde und Familie bereiten
Um vielfältige menschliche Beziehungen drehen sich die Tipps vom Forum Lesen in diesem Monat: Ulf und Bernt etwa verbindet eine wunderbare Freundschaft. Martha hingegen leidet sehr darunter, dass sich ihre Eltern gerade getrennt haben.
Alle zwei Wochen
Von Jutta Nymphius
- Verlag: Tulipan
- Reihe: Kleiner Roman
- Seiten: 57
- ISBN: 978-3-7357-2481-6
- Preis: 10 Euro
- Altersempfehlung: ab 7 Jahren
Die Eltern von Martha und ihrer älteren Schwester Mia haben sich getrennt. Alle zwei Wochen ist Martha nun bei ihrem Vater, so wurde es vom Gericht festgelegt. Aber Martha hat oft auch unter der Woche Sehnsucht nach ihrem Vater. Dann hat sie einen Plan.
Ein lebensnahes und sensibel geschriebenes Kinderbuch zum Thema Scheidungskinder, das berührt und nachdenklich macht.
Inhalt
Die Eltern von Martha und ihrer älteren Schwester Mia haben sich getrennt. Alle zwei Wochen ist Martha nun bei ihrem Vater. Aber für Martha ist das alles nicht so einfach, denn oft hat sie auch unter der Woche Sehnsucht nach ihrem Vater, sie fühlt sich „papalich“. Als sie bei ihrem Vater eine großartige Königsburg geschenkt bekommt, muss sie mitten im Aufbau aufhören und soll nun zwei ganz Wochen warten, bis sie weitermachen kann. Das findet sie nicht in Ordnung. Zusammen mit ihrer Schwester schmiedet sie einen Plan: Ab jetzt werden sie nur noch alle zwei Wochen Hausaufgaben machen. Auch die können schließlich warten, so wie sie es auch müssen. Für Martha als pflichtbewusste und fleißige Schülerin ist das wirklich schwer. Aber die beiden ziehen ihren Plan durch. Als sie den Eltern die Situation erklären, verstehen diese die Beweggründe ihrer Kinder und setzen sich zusammen, um umsetzbare Lösungen zu finden. Auch unter der Woche sollen nun Besuche möglich sein. Und dann gibt es ja auch noch das Telefon.
Bewertung
Scheidungskinder müssen nicht nur die Trennung der Eltern verkraften, sondern oft geben Gerichte vor, wie oft sie einen Elternteil sehen dürfen. Diese Regelungen sind oft sehr strikt und nicht an den Bedürfnissen der Kinder orientiert. Diesen reicht es vielleicht nicht, den anderen Elternteil nur alle paar Wochen zu sehen. Im vorliegenden Buch machen Kinder ihren Eltern klar, dass für sie diese klare Regelung nicht akzeptabel und gut ist. Ihre Eltern sind in der Lage, miteinander für ihre Kinder nach einer flexibleren Lösung zu suchen. Und sie finden einen Konsens. Vorrangiges Ziel sollte es sein, dass es den gemeinsamen Kindern gut geht, dass sie Kontakt zu beiden Eltern haben und alle miteinander an einem Strang ziehen. Das Buch bietet ein Beispiel dafür, wie es sein könnte, und kann Kindern, aber auch Eltern Mut machen, mit bei Trennungen mit der für die Kinder oft schwierigen Situation umzugehen.
Ein lebensnahes und sensibel geschriebenes Kinderbuch zum Thema Scheidungskinder, das berührt und nachdenklich macht.
Als ich die Pflaumen des Riesen klaute
Von Ulf Stark
Illustrationen von Regina Kehn
Übersetzt aus dem Schwedischen von Brigitta Kicherer
- Verlag: Urachhaus
- Seiten: 91
- ISBN: 978-3-8251-5222-2
- Preis: 16,00 €
- Altersempfehlung: ab 9 Jahren
Eine wunderbare Jungenfreundschaft, die eine Bewährungsprobe überstehen muss, Abenteuerlust, eine Mutter, die auch mal Zeit für sich braucht, und ein einsamer Mann, der Musik liebt – das sind die „Zutaten“ für dieses ungewöhnliche Kinderbuch, das nicht nur witzig und unterhaltsam geschrieben ist, sondern auch viel Tiefgang besitzt.
Inhalt
Ulf und Bernt sind beste Freunde. Bernt ist sehr klug, weiß viel und besitzt große Fantasie. Daher glaubt Ulf ihm einfach alles. In der Nähe der beiden Jungen wohnt Oskarsson, ein großer, behaarter Mann, der für die beiden Jungen einen Riesen darstellt und vor dem sie sich fürchten. Bernt erzählt ständig gruselige Geschichten über ihn, die Ulf für bare Münze nimmt.
Ulfs Mutter tut alles für ihre Familie, aber sie hat dafür zwei Bedingungen. Sie braucht Zeit für sich, um täglich ein wenig Klavier zu spielen und um am Wochenende einen Nachmittag in einer kleinen Hütte am Wald zu verbringen, um so „zu sich selbst zu finden“. Ulf beobachtet, dass Oskarsson oft ihrem Klavierspiel lauscht.
Doch dann wird die Hütte bei einem Sturm zerstört und Ulfs Mutter ist nicht mehr die Alte. Sie mag auch nicht mehr Klavier spielen. Und Ulf verrät versehentlich ein Geheimnis von Bernt, der ihm daraufhin die Freundschaft kündigt.
Doch es finden sich Lösungen: Durch eine Mutprobe erlangt Ulf Bernts Freundschaft zurück und er kommt mit Oskarsson ins Gespräch. Dem einsamen Mann fehlt das Klavierspiel. Gern erfüllt er die Bitte des Jungen. Er baut die Hütte wieder auf. Dafür lernt er jetzt bei Ulfs Mutter Klavier spielen.
Bewertung
Eine wunderbare Jungenfreundschaft, die eine Bewährungsprobe überstehen muss, Abenteuerlust, eine Mutter, die auch mal Zeit für sich braucht, und ein einsamer Mann, der Musik liebt – das sind die „Zutaten“ für dieses ungewöhnliche Kinderbuch, das nicht nur witzig und unterhaltsam geschrieben ist, sondern auch viel Tiefgang besitzt. Ulf ist eine sympathische und authentische Hauptfigur. Er agiert mutig, ein bisschen naiv, aber auch mit viel Empathie für seine Mitmenschen. Aus seiner Perspektive erzählt er kindgemäß und anschaulich die Geschehnisse. Der kurze Satzbau passt dazu und erleichtert dem jungen Leser das Leseverständnis. Besonders zu erwähnen sind noch die aussagestarken Illustrationen, die hervorragend die Stimmungen der Geschichte widerspiegeln.
Ein außergewöhnliches Kinderbuch für Leser ab neun Jahren, aber auch für jung gebliebene Erwachsene ist es sehr zu empfehlen.