Über einen schweren Schulanfang und Kinder, die flüchten müssen
Die Buchtipps im Dezember schildern die Situation von Schulanfänger Ben, der nicht mehr gern zur Schule geht sowie dramatische Flucht-Schicksale von Kindern.
Ben. Schule, Schildkröten und weitere Abenteuer
Von Oliver Scherz
Illustriert von Annette Swoboda
- Verlag: Carlsen
- Seiten: 96
- ISBN: 978-3-551-31875-6
- Preis: 5,99 Euro
- Altersempfehlung: ab 6 Jahren
Ben ist gerade erst in die Schule gekommen. Obwohl er sich so darauf gefreut hat, möchte er bald am liebsten nicht mehr hingehen, da ihn der starke und ziemlich rüpelhafte Olaf bedroht. Doch es stellt sich heraus, dass Olaf gar nicht so gemein ist, wie er tut.
Die neun inhaltlich und sprachlich kindgemäß erzählten Geschichten werden wunderbar ergänzt durch großformatige farbige Illustrationen. Sie eignen sich zum Vorlesen, aber auch für den Einsatz im Unterricht in der ersten und zweiten Klasse.
Inhalt
Ben ist gerade erst in die Schule gekommen und freut sich sehr auf jeden neuen Schultag zusammen mit seiner Freundin Ina. Doch Ben ist in der Klasse der Kleinste und Jüngste und der große, starke Olaf bedroht ihn und verpasst ihm einen blauen Fleck. Voller Angst traut Ben sich nicht mehr in die Schule. Als er seiner Mutter alles erzählt, wird es besser. Sein großer Bruder begleitet ihn nun und Olaf lässt ihn zufrieden. Nach einiger Zeit stellt Ben fest, dass Olaf gar nicht so gemein ist, wie er tut. Zu seinem 6. Geburtstag nimmt Ben voller Stolz seine Geburtstagstorte mit in die Klasse und alles endet mit einer lustigen Tortenschlacht. Diese und noch weitere witzige Geschichten enthält das Buch, geeignet für Kinder ab 6 Jahren.
Bewertung
Ben ist ein aufgeweckter und fantasievoller Junge, der zusammen mit seiner Freundin Ina und seinen beiden Schildkröten viele lustige und aufregende Dinge erlebt. Kindgemäß und sehr anschaulich erzählt Ben aus der Ich-Perspektive, was er so alles unternimmt. Ein großes Thema dieses Kinderbuches ist die Schule und wie es Ben dort gefällt.
Sprachlich sind die kurzen Sätze auch für jüngere Leser und Zuhörer gut geeignet, der Wortschatz ist sehr abwechslungsreich und ansprechend.
Wunderbar werden die neun Geschichten ergänzt durch witzige, farbige Illustrationen, welche oft eine ganze Seite einnehmen. Sowohl inhaltlich als auch sprachlich ist das broschierte Kinderbuch sehr zu empfehlen zum Vorlesen, aber auch für den Einsatz im Unterricht in einer ersten oder zweiten Klasse.
Vor uns das Meer
Von Alan Gratz
Illustrationen: Florentine Prechtel
- Verlag: Hanser
- Seiten: 300
- ISBN: 978-3-446-26613-1
- Preis: 17 Euro
- Altersempfehlung: ab 11 Jahren
Protagonisten dieses Buches sind drei Kinder, die in unterschiedlichen Jahrzehnten leben. Erzählt werden drei Flucht-Schicksale, die vieles gemeinsam haben und am Ende sogar in gewisser Weise miteinander zusammenhängen.
Ein bewegendes und wichtiges Buch, das eine klare Haltung zur Frage der Flüchtlingspolitik einnimmt - höchst aktuell gerade in der heutigen Zeit. Es eignet sich ausgezeichnet für die Arbeit im Unterricht.
Inhalt
Drei Kinder sind die Protagonisten dieses Buches, die in unterschiedlichen Jahrzehnten leben. Drei Flucht-Schicksale werden erzählt, die vieles gemeinsam haben und am Ende sogar in gewisser Weise miteinander zusammenhängen.
Josef ist elf Jahre und Jude. Er lebt im Jahr 1939 mit seiner Familie in Deutschland und muss vor den Nazis fliehen. Sein Vater, welcher einige Zeit im Konzentrationslager war, kommt von dort als ein gebrochener Mann zurück. Die vierköpfige Familie schafft es auf ein Schiff und fährt mit diesem nach Kuba, bewegt von der Hoffnung, dort eine neue Heimat zu finden. Aber diese Hoffnung zerschlägt sich. Das Schiff darf nicht anlegen, die Familie wird getrennt und Josef und seine Mutter von den Nazis getötet.
Isabel lebt im Jahr 1994 in Kuba. Dort leiden sie und ihre Familie Hunger. Gemeinsam mit Freunden machen sie sich in einem kleinen Boot auf den Weg nach Amerika. Doch die Reise ist gefährlich, ihr Freund Iván wird von Haien angegriffen und stirbt. Auch hier erreichen nicht alle das ersehnte Land.
Der 12-jährige Mahmoud, der im zerstörten Aleppo gelernt hat, unterzutauchen und nicht aufzufallen, macht sich mit seiner Familie im Jahr 2015 auf den gefährlichen Weg nach Deutschland, auch sie bewegt von der Hoffnung, hier eine neue Heimat zu finden. Nach vielen Mühen und Strapazen während ihrer Reise versucht die Familie in einem völlig überfüllten, kleinen Boot die griechische Insel Lesbos zu erreichen. Doch ihr Boot kentert. Ein anderes Schiff weigert sich, die im Meer schwimmenden Flüchtlinge aufzunehmen, lediglich Mahmouds kleine Schwester Hanna findet hier einen Platz. Die restliche Familie hat Glück und wird aus dem Wasser gerettet, aber der Weg nach Deutschland ist noch weit und gefährlich. Schließlich kommen sie an und finden ein Heim bei einer jüdischen Familie. Aber Mahmouds Familie ist zerbrochen.
Bewertung
Das Kinderbuch verbindet drei Schicksale miteinander. Drei Familien, die zu unterschiedlichen Zeiten leben, müssen aus ihrer Heimat flüchten. Alle erfahren furchtbares Leid, erleben schreckliche Dinge und dennoch kämpfen sie weiter, um ihr Überleben und darum, zusammenzubleiben.
Alan Gratz erzählt das Schicksal jeder Familie aus Sicht der jugendlichen Hauptperson. Die Kapitel sind hierbei sehr kurzgehalten. Aufwühlend, bewegend, ergreifend schildert er die Geschehnisse. Das Buch geht unter die Haut und nimmt den Leser mit. Es führt klar vor Augen: Schon immer gab es Menschen auf der Flucht, Menschen, die Angst haben vor Hunger, Folter, Tod und aus diesen Beweggründen ihre Heimat verlassen, um sich und ihre Familie in Sicherheit zu bringen.
Dies ist ein wichtiges, höchst aktuelles Buch, das gerade in der heutigen Zeit eine klare Haltung zur Frage der Flüchtlingspolitik einnimmt und sich ausgezeichnet für die Arbeit im Unterricht eignet. Im Anhang findet sich Informationsmaterial zu den historischen Hintergründen, Karten veranschaulichen die Fluchtwege der Kinder.
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