Einige Schülerinnen und Schüler der Grund- und Mittelschule Aßling im Landkreis Ebersberg starten mit einem mulmigen Gefühl in die Osterferien. Denn noch ist unklar, wie es direkt nach den Ferien in gut zwei Wochen mit der Klasse weitergeht. Die Klassenleitung geht in Mutterschutz - und bislang ist unklar, ob es eine Vertretung für sie geben wird. Und falls eine kommt, wann es soweit ist. Das bayerische Kultusministerium spricht nach BR-Anfrage von einem Einzelfall.
BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann kennt diese 'Einzelfälle': "Unterhalten wir uns mal darüber, was Einzelfälle sind. Einzelfälle treten eigentlich vereinzelt auf. Leider sind es an den Schulen aktuell aber sehr viele. Wir haben einfach zu wenig Lehrerinnen und Lehrer, gerade im Grundschulbereich, im Mittelschulbereich und in den Förderschulen. Wenn beispielsweise jemand krank ist, hat man früher beim Schulamt angerufen und dann wurde jemand aus der sogenannten mobilen Reserve geschickt, quasi eine Lehrkraft als Springer. Da rufen auch jetzt viele Schulleiter an, geschickt wird aber keiner, weil in diesem Pool keiner mehr sitzt. Ja und was mache ich dann? Dann kann ich die 1b parallel führen lassen von der Lehrerin der Klasse 1a, das heißt die hüpft hin und her. Ich kann die 1b aufteilen auf andere Klassen oder ich muss die Kinder zu Hause lassen. Wir haben seit Jahren vor dieser Situation gewarnt und jetzt stecken wir mittendrin und jetzt merken es auch die Eltern hautnah."
Ehrlich sein und den Beruf wieder attraktiver machen
Händeringend versuchen die Verantwortlichen aktuell die Löcher im System irgendwie zu stopfen - nicht zuletzt mit Quer- und Seiteneinsteigern. "In manchen Grundschulen sind schon mehr als die Hälfte der Menschen, die dort arbeiten, keine Lehrerinnen und Lehrer mehr, die Lehramt studiert haben. Was man jetzt tun muss, liegt auf der Hand. Wenn ich zu wenige Menschen habe und die wenigen das alles reißen sollen und wir längerfristig einen Lehrkräftemangel haben - die Kultusministerkonferenz spricht deutschlandweit von 20 Jahren - dann muss ich jetzt zuerst die Kolleginnen und Kollegen stabilisieren. Ich muss den Beruf für die, die jetzt die Fahne hochhalten, attraktiv machen und kann sie nicht noch zusätzlich belasten und mittel- und langfristig muss der Beruf wieder attraktiver werden. Wir brauchen einen attraktiven Arbeitsplatz. Wir brauchen eine gleichwertige Besoldung für alle Lehrerinnen und Lehrer."
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