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Sandra Schäfer, Leiterin des BLLV-Referats Gleichberechtigt!, zum Equal Pay Day Startseite Topmeldung

Equal Care und Mental Load, Gender Gap und Equal Pay - was bedeutet "Gleichberechtigt"?

Der derzeitige Gender Pay Gap, also die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern, beträgt 18 Prozent. Zwischen 2019 und 2022 ist er damit um zwei Prozentpunkte gesunken. Doch der Weg ist nicht das Ziel, so der VBE in einer Pressemittelung zum Equal Pay Day.

Die guten Nachrichten vorweg: Aus der Broschüre des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Bmfsfj) „Haushalt, Kinder, Pflege - Wer kümmert sich?“, Stand November 2023:

Der derzeitige Gender Pay Gap, also die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern, beträgt 18 Prozent. Zwischen 2019 und 2022 ist er damit um zwei Prozentpunkte gesunken.

• Der Gender Pension Gap, die Rentenlücke, ist ebenfalls gesunken: auf 42,6 Prozent im Jahr 2021 (im Vergleich zu 53 Prozent im Jahr 2015).

• Die Zeit, die Frauen und Männer heute für unbezahlte Sorgearbeit aufbringen, wird bis zum Frühjahr 2024 mit der „Zeitverwendungserhebung“ erfasst. Dann wird auch der Gender Care Gap, die Sorgearbeitslücke, neu berechnet (Erste Ergebnisse aus der Zeitverwendungserhebung 2022 erscheinen voraussichtlich im 1. Quartal 2024)

Auch, wenn wir hier positive Effekte (wenn auch in geringem Maß) wahrnehmen, gibt es trotzdem noch viel zu tun. Denn immer noch leisten viele Frauen nach ihrer eigentlichen Erwerbsarbeit täglich eine „Zweite Schicht“: die Care-Arbeit. Das Statistische Bundesamt kommt in einer Erhebung von 2012 zu dem Ergebnis, dass Frauen mehr als doppelt so viel Zeit für Care-Arbeit aufwenden als Männer („Gender Care Gap“).

Damit der Laden läuft

In Deutschland leisten alle Frauen pro Jahr ca. 60 Milliarden Stunden unbezahlte Arbeit, die aber für das Funktionieren einer Gesellschaft unabdingbar sind. Würde man diese Arbeit bezahlen, käme man auf 500 Milliarden Euro im Jahr, die Ökonomin Christine Rudolf errechnete sogar einen Betrag von 825 Milliarden Euro. Noch vor der Corona-Pandemie stellte Christine Rudolf fest, dass jede Frau im Durchschnitt eine Stunde pro Woche mehr arbeitet als ein Mann. Dabei ist die Wochenarbeitszeit der Frau zu zwei Dritteln unbezahlt, zu einem Drittel bezahlt. Bei Männern ist es umgekehrt. Zwar gab es bereits in den 1970er Jahren die internationale Initiative „Lohn für Hausarbeit“, getan hat sich aber bis heute nur wenig bis gar nichts.[1]

Hinzu kommt, dass vor allem Frauen mit „Mental Load“ belastet sind. „Mental Load“ meint die Last der alltäglichen Verantwortung für Haushalt und Familie, Beziehungspflege sowie Auffangen persönlicher Bedürfnisse und Befindlichkeiten[2]. Also alles, was getan werden muss, „damit der Laden läuft“: Sie denkt also an die Matschhose, die Schwimmkleidung, die Essensbestellung in der Schule und die Geburtstagskarte für die Schwiegermutter, gleichzeitig verrichtet sie Sorgearbeit, wie Erziehung, Pflege, Haushaltstätigkeiten.

Verantwortungslast liegt bei Frauen

Das AOK-Gesundheitsmagazin thematisiert im Artikel „Was ist Mental Load und warum sind meist Frauen betroffen?“[3], dass diese Verantwortungslast in eine Überlastung gehen und im Burn-Out enden kann. Wenn man bedenkt, dass chronische Erschöpfung und Burn-Out in den letzten Jahren zugenommen haben[4], grenzt es doch ökonomisch an Wahnsinn, wenn die Hauptlast der Care-Arbeit weiterhin bei Frauen belassen wird. Frauen stellen keine endlos ausbeutbare Ressource dar.

Dazu passt auch der Satz, den SPD-Politikerin Renate Schmidt einmal gesagt hat: „[…] Aber wenn wir versuchen, 100-prozentige Mütter, 100-prozentige Partnerinnen, 100-prozentige Berufsfrauen zu sein, dann sind wir innerhalb kürzester Zeit 300-prozentige Wracks.“[5]

Es ist höchste Zeit, Vorschläge und Maßnahmen zu entwickeln, die Frauen entlasten. Es braucht neue Ideen, wie man beiden Partnern gute Möglichkeiten bieten kann Sorgearbeit teilen zu können. Dabei sind sicherlich vor allem neue Arbeitszeitmodelle gefragt. Die Erhöhung der Gehälter für Frauen und die Abschaffung des Ehegattensplittings sind auch seit Jahren vieldiskutierte Maßnahmen, die die Situation von Frauen verbessern könnten.

Wer mehr zu den Aktionen und Hintergründen zum „Equal Care –„ und „Equal Pay – Day“ wissen möchte, kann sich hier informieren:

» Equal Care Day - Wege in eine fürsorgliche Demokratie

» Equal Pay Day
 

Das BLLV-Referat Gleichberechtigt!

Trotz Gleichstellungsgesetz und Quote - die Situation hat sich für Frauen in Deutschland nicht wirklich verbessert. Auch im Lehrerberuf tun sich Gräben auf, etwa bei der Besetzung von Funktionsstellen oder der Bezahlung. Erfahren Sie mehr zum Referat Gleichberechtigt » HIER

Pressemitteilung des VBE zum Equal Pay Day

Anlässlich des heutigen Equal Pay Day erklärt Tanja Küsgens,Bundessprecherin der Frauen im Verband Bildung und Erziehung (VBE):

„Sicherlich bekommt eine Gymnasiallehrerin den gleichen Lohn wie ihr männlicher Kollege. Dies bedeutet allerdings nicht, dass wir deshalb an dieser Stelle die Diskriminierung von Frauen bei der Bezahlung für eine gleichwertigeTätigkeit abgeschafft hätten. Werfen wir einen Blick auf das gesamte Schulsystem, wird schnell klar, dass die Ungleichheit von Frauen und Männern nicht innerhalb einer Schule, sondern zwischen den verschiedenen Schulformen liegt. In vielen Bundesländern werden Lehrkräfte an Grundschulen immer noch schlechter bezahlt als in anderen Schulformen. Da in den Grundschulen der Anteil der weiblichen Beschäftigten allerdings deutlich höher ist als in anderen Schulformen, bleibt auch die ungleiche Bezahlung von weiblichen und männlichen Lehrkräften ein Thema, gegen das wir weiter vorgehen müssen. Das Problem hört ja nicht bei dem Zahlungseingang am Monatsanfang auf. Es entstehen auch langfristige finanzielle Folgen, beispielsweise bei der Pension. Hinzu kommt, dass es in der Grundschule weniger Aufstiegschancen gibt, als dies in anderen Schulformen der Fall ist oder Frauen aufgrund einer Schwangerschaft Beförderungen zu Rektorin oder Konrektorin nicht wahrnehmen können. Diese strukturellen Benachteiligungen müssen endlich aufhören. Das Ziel lautet: Gleiches Geld für gleiche Arbeit! Wir müssen den Weg konsequent zu Endegehen.“


Gerhard Brand, Bundesvorsitzender des VBE ergänzt:

 

„Vielfach ist es weiterhin so, dass vermehrt Frauen in Teilzeit gehen, um sich um Kinder oder die Pflege Angehöriger zu kümmern. Dies ließ sich auch während Corona beobachten, als die Betreuungsbedarfe zuhause wegen der Lock-Downs enorm stiegen und Frauen wieder vermehrt in Teilzeit gingen. Deshalb warnen wir ausdrücklich vor allen Gedankenspielen, die Teilzeitmöglichkeiten einzuschränken, um damit den Mangel an Lehrkräften abzumildern. Eine solche Einschränkung würde auf dem Rücken der Kolleginnen in den Schulen ausgetragen werden. Hinzu käme, dass auch gute und richtige Entwicklungen in diesem Bereich, beispielsweise sehen wir, dass mehr und mehr Väter Verantwortung in der Familie übernehmen und in Teilzeit gehen, in Gefahr wären.“


Weitere Informationen, Quellen und Broschüren zum Thema

[1] SWR 2 Wissen – Podcast: Was Care-Arbeit mit Kapitalismus zu tun hat. vom 2.9.2022, erschienen in der ARD-Audiothek und auf Spotify, abgerufen am 5.10.2022

[2] wikipedia.org, abgerufen am 5.10.2022

[3] https://www.aok.de/pk/magazin/familie/eltern/mental-load-wie-unsichtbare-aufgaben-frauen-belasten/ vom 1.12.2021, abgerufen am 5.10.2022

[4] Ebenda

[5] https://www.nordbayern.de/kultur/wie-renate-schmidt-und-andere-frauen-gegen-mannliche-ignoranz-kampften-1.11299071, abgerufen am 5.10.2022

Hier finden Sie die komplette Broschüre als Download: Kinder, Haushalt, Pflege – wer kümmert sich? (bmfsfj.de)

Hier finden Sie die Pressemitteilung des VBE als PDF



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