Die guten Nachrichten vorweg: Aus der Broschüre des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Bmfsfj) „Haushalt, Kinder, Pflege - Wer kümmert sich?“, Stand November 2023:
• Der derzeitige Gender Pay Gap, also die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern, beträgt 18 Prozent. Zwischen 2019 und 2022 ist er damit um zwei Prozentpunkte gesunken.
• Der Gender Pension Gap, die Rentenlücke, ist ebenfalls gesunken: auf 42,6 Prozent im Jahr 2021 (im Vergleich zu 53 Prozent im Jahr 2015).
• Die Zeit, die Frauen und Männer heute für unbezahlte Sorgearbeit aufbringen, wird bis zum Frühjahr 2024 mit der „Zeitverwendungserhebung“ erfasst. Dann wird auch der Gender Care Gap, die Sorgearbeitslücke, neu berechnet (Erste Ergebnisse aus der Zeitverwendungserhebung 2022 erscheinen voraussichtlich im 1. Quartal 2024)
Auch, wenn wir hier positive Effekte (wenn auch in geringem Maß) wahrnehmen, gibt es trotzdem noch viel zu tun. Denn immer noch leisten viele Frauen nach ihrer eigentlichen Erwerbsarbeit täglich eine „Zweite Schicht“: die Care-Arbeit. Das Statistische Bundesamt kommt in einer Erhebung von 2012 zu dem Ergebnis, dass Frauen mehr als doppelt so viel Zeit für Care-Arbeit aufwenden als Männer („Gender Care Gap“).
Damit der Laden läuft
In Deutschland leisten alle Frauen pro Jahr ca. 60 Milliarden Stunden unbezahlte Arbeit, die aber für das Funktionieren einer Gesellschaft unabdingbar sind. Würde man diese Arbeit bezahlen, käme man auf 500 Milliarden Euro im Jahr, die Ökonomin Christine Rudolf errechnete sogar einen Betrag von 825 Milliarden Euro. Noch vor der Corona-Pandemie stellte Christine Rudolf fest, dass jede Frau im Durchschnitt eine Stunde pro Woche mehr arbeitet als ein Mann. Dabei ist die Wochenarbeitszeit der Frau zu zwei Dritteln unbezahlt, zu einem Drittel bezahlt. Bei Männern ist es umgekehrt. Zwar gab es bereits in den 1970er Jahren die internationale Initiative „Lohn für Hausarbeit“, getan hat sich aber bis heute nur wenig bis gar nichts.[1]
Hinzu kommt, dass vor allem Frauen mit „Mental Load“ belastet sind. „Mental Load“ meint die Last der alltäglichen Verantwortung für Haushalt und Familie, Beziehungspflege sowie Auffangen persönlicher Bedürfnisse und Befindlichkeiten[2]. Also alles, was getan werden muss, „damit der Laden läuft“: Sie denkt also an die Matschhose, die Schwimmkleidung, die Essensbestellung in der Schule und die Geburtstagskarte für die Schwiegermutter, gleichzeitig verrichtet sie Sorgearbeit, wie Erziehung, Pflege, Haushaltstätigkeiten.
Verantwortungslast liegt bei Frauen
Das AOK-Gesundheitsmagazin thematisiert im Artikel „Was ist Mental Load und warum sind meist Frauen betroffen?“[3], dass diese Verantwortungslast in eine Überlastung gehen und im Burn-Out enden kann. Wenn man bedenkt, dass chronische Erschöpfung und Burn-Out in den letzten Jahren zugenommen haben[4], grenzt es doch ökonomisch an Wahnsinn, wenn die Hauptlast der Care-Arbeit weiterhin bei Frauen belassen wird. Frauen stellen keine endlos ausbeutbare Ressource dar.
Dazu passt auch der Satz, den SPD-Politikerin Renate Schmidt einmal gesagt hat: „[…] Aber wenn wir versuchen, 100-prozentige Mütter, 100-prozentige Partnerinnen, 100-prozentige Berufsfrauen zu sein, dann sind wir innerhalb kürzester Zeit 300-prozentige Wracks.“[5]
Es ist höchste Zeit, Vorschläge und Maßnahmen zu entwickeln, die Frauen entlasten. Es braucht neue Ideen, wie man beiden Partnern gute Möglichkeiten bieten kann Sorgearbeit teilen zu können. Dabei sind sicherlich vor allem neue Arbeitszeitmodelle gefragt. Die Erhöhung der Gehälter für Frauen und die Abschaffung des Ehegattensplittings sind auch seit Jahren vieldiskutierte Maßnahmen, die die Situation von Frauen verbessern könnten.
Wer mehr zu den Aktionen und Hintergründen zum „Equal Care –„ und „Equal Pay – Day“ wissen möchte, kann sich hier informieren: