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Computerspiele mit Bedacht kaufen und nutzen

Viele Kinder und Jugendliche wünschen sich Computerspiele zu Ostern / BLLV-Präsident Wenzel rät zum sorgsamen Umgang und hat Tipps für Eltern

München - Der Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV) hat wenige Tage vor Ostern an Eltern appelliert, beim Kauf von Computerspielen mit Bedacht vorzugehen. „Viele Mädchen und Jungen wünschen sich zum Osterfest Computerspiele und es gibt auch zweifellos sinnvolle Produkte - die Eltern sollten aber auf pädagogische Kriterien achten und nur Spiele verschenken, die der jeweiligen Altersgruppe gerecht werden. „Sie sollten sich darüber informieren, ob das Computerspiel intellektuelle und/oder motorische Fähigkeiten voraussetzt, ob es eher Spielspaß vermittelt oder bestimmte Fähigkeiten verlangt bzw. fördern soll.“ Der BLLV-Präsident wies außerdem auf die Gefahr der Spielsucht hin. Jungen seien deutlich gefährdeter als Mädchen. Derzeit spielten zehn Prozent der deutschen Teenager mehr als 4,5 Stunden am Tag am Computer, fast zwei Prozent davon erfüllten die Kriterien der Abhängigkeit (Quelle siehe unten) Ein generelles Verbot hält Wenzel aber nicht für sinnvoll: „Zweifellos sind Computerspiele Teil der heutigen Lebenswirklichkeit. Für effektiver als ein rigoroses Verbot halte ich es daher, wenn Kindern der Zugang nicht verwehrt wird, sondern wenn sie den richtigen Umgang damit lernen - im Elternhaus, aber auch an den Schulen.“  

 

Computerspielesucht sei ohne Zweifel eine nicht zu unterschätzende und  sich schnell ausbreitende Gefahr, die mit der rasanten und unübersichtlichen Entwicklung in der Computerspiele-Industrie einhergehe, sagte Wenzel. „Computerspiele bieten verlockende und abenteuerliche Gegenwelten an, die sich der Vorstellungskraft vieler Erwachsener entziehen.“ Die jungen Spieler aber identifizierten sich mehr und mehr mit den Figuren dieser fiktiven Welten. Die Gefahr, sich dabei von der Realität zu entfernten, sei groß. Trotzdem gelte auch hier: „Aufklärung ist besser als Panikmache.“

Eltern könnten viel für den sicheren und sinnvollen Umgang mit Computerspielen tun, betonte der BLLV-Präsident. So sei es wichtig, dass sie ihre Kinder nicht alleine vor dem Bildschirm lassen, sondern immer begleiten. Erst nach dem Besuch der Grundschule könnten Eltern - was die Auswahl der Spiele betrifft - ihrem Nachwuchs mehr Mitspracherecht einräumen. Von zentraler Bedeutung seien zeitliche Vorgaben. So sollten Kinder in der Vorschulzeit und in den ersten Grundschuljahren - bis acht Jahren - täglich nicht mehr als eine halbe Stunde am Computer verbringen. Ältere Kinder könnten mit ihren Eltern Zeiten aushandeln. „Diese müssen aber konsequent eingehalten werden“, so Wenzel. Nur so könnten Heranwachsende den selbständigen und eigenverantwortlichen Umgang mit Computerspielen lernen. Zeitliche Vorgaben könnten im Übrigen auch vor Abhängigkeiten schützen. Ratsam für Eltern älterer Kinder sei es darüber hinaus, immer im Gespräch mit Heranwachsenden zu bleiben: „Am erfolgreichsten agieren diejenigen, die sich für die Spielwelten ihres Nachwuchses interessieren und sich auf eine - nicht abwertende Kommunikation - einlassen. In der Regel freuen sich junge Menschen über das Interesse ihrer Eltern und erklären ihr Spiel.“ Wenn gemeinsam eine Sequenz oder ein Level durchgespielt würden, könnten Erfahrungen ausgetauscht werden. „Auf diese Weise bleiben Eltern und Kinder in Kontakt.“ Sie bemerkten nebenbei auch schnell, ob das Kind ein Spiel spielt, das für sein Alter nicht freigegeben oder indiziert ist.

Bei der Auswahl von Computerspielen werden Eltern (und auch Jugendliche) nicht allein gelassen. Gute, kommentierte Empfehlungslisten findet man im Internet z. B. hier:

www.spielbar.de: Empfehlungen und Wissenswertes über Computerspiele, herausgegeben von der Bundeszentrale für politische Bildung

www.bundespruefstelle.de/: Computer- und Konsolenspiele – 10 Tipps für Erziehende, herausgegeben von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien

www.internet-abc.de/eltern/computerspiele-online-konsolen.php: Wissen, wie’s geht: Computer- Video- und Onlinespiele. Empfehlungen für Eltern. Hier gibt es auch eine Datenbank mit empfehlenswerter Spiel- und Lernsoftware. Das Internet-abc wird u. a. von der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen herausgegeben.

 

Computerspiele können in bestimmten Lebensphasen von Heranwachsenden großen Stellenwert haben. „Solange soziale Kontakte weiterhin bestehen, Freundschaften im ‚echten Leben‘ nicht leiden, Hobbys nicht abgebrochen und Schulleistungen nicht plötzlich einbrechen, gibt es in aller Regel keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Eltern sollten sich aber immer darum bemühen, attraktive Alternativen anzubieten und zu fördern  - zum Beispiel einen Theater- oder Kinobesuch. „Junge Menschen, die immer wieder Misserfolge erlebten und sich ausgegrenzt fühlten, neigten grundsätzlich eher zu einer problematischen Computernutzung - so jedenfalls die Meinung vieler Medienexperten.

Natürlich sind auch die Schulen gefordert. Wenzel mahnte mehr Sensibilität und Wachsamkeit an: Lehrerinnen und Lehrer müssen hier deutlich besser geschult, informiert und unterstützt werden. „Medienerziehung hat eine zunehmend steigende Bedeutung.“ Das müsse sich auch bei der Gestaltung der Lehrpläne, der Ausstattung an den Schulen und in der Lehrerbildung bemerkbar machen.

 

Quelle: Pressemitteilung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen vom 26.11. 2013