BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann: „In der Schule geht es ganz zentral um Sprechen und Zuhören, um gute Beziehungen und darum, gemeinsam das Schulleben zu gestalten. Schulisches Lernen basiert auch auf mündlicher Kommunikation, also auf dem Miteinander-Reden und dem Einander-Zuhören. Das beinhaltet einerseits das gemeinsame Arbeiten an Unterrichtsvorhaben, aber auch den Diskurs, den Austausch, das mehr vom anderen erfahren. Deshalb sollte Schule ein Umfeld sein, in dem das kommunikative Verhalten gezielt gefördert wird.“
Zuhören bedeutet mehr als ein funktionierendes Hörsystem und das Verarbeiten akustischer Signale. Es geht auch um die Bereitschaft zum Zuhören und die Fähigkeit zum Verstehen, es geht um kognitive Verarbeitung des sprachlichen Inputs und die Reflexion vor dem Hintergrund persönlicher Erfahrungen, aber auch gesellschaftlicher Anforderungen und Erwartungen. „Und umgekehrt bedeutet eine Stimme zu haben und gehört zu werden auch Präsenz. Das merken wir besonders jetzt, wo wir viele Kinder nicht mehr live sehen, manche auch nicht am digitalen Unterricht teilnehmen. Sie verstummen buchstäblich, sind für uns Lehrerinnen und Lehrer nicht mehr ansprechbar und drohen, uns verloren zu gehen“, so Fleischmann.
Der BLLV und die Stiftung Zuhören wollen dazu beitragen, die Zuhörkompetenz von Kindern und Jugendlichen zu stärken: „Zuhörbildung sollte interdisziplinär im gesamtpädagogischen Zusammenhang von Schule, Kindertagesstätten und allen anderen pädagogischen Einrichtungen angeboten werden. Hier ist eine entsprechende Professionalisierung der Lehrkräfte und der pädagogischen Fachkräfte in den Schulen wichtig“, so Simone Fleischmann. „Es reicht nicht, den Redeanteil der Kinder zu erhöhen, denn nicht alleine die Häufigkeit der Beteiligung am Unterrichtsgeschehen hat Einfluss auf den Lernfortschritt. Als professionelle Lehrerinnen und Lehrer können wir vor allem mit aktivierenden und kognitiv ansprechenden Unterrichtsmethoden dazu beitragen, dass Kinder besser lernen.“
Angebote für Schulen
Die Stiftung Zuhören, in der sich unter anderem der Bayerische Rundfunk und die Bayerische Landeszentrale für neue Medien engagieren, hat verschiedene Angebote zur Zuhör- und Medienbildung für Kinder von der Krippe bis zum Übergang in die Sekundarstufe entwickelt. So wird die Zuhörkompetenz zum Beispiel durch Zuhörspiele gestärkt, die die Kreativität der Kinder anregen, durch das Lösen von Geräuschrätseln oder die Produktion eigener kleiner Audios und Hörgeschichten. Das macht Spaß und ist frei von Leistungsdruck. Im Mittelpunkt stehen das gemeinsame Anhören von Hörspielen und Lesungen sowie die anschließende Reflexion des Gehörten durch Gespräche, Rollenspiel, bildnerisches Gestalten, musikalische Inszenierungen und Bewegungsspiele. Die Methoden der Zuhörbildung können im pädagogischen Alltag unmittelbar und im Schulunterricht auch fächerübergreifend integriert werden.