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Bundesweite Befragung von Schulleiterinnen und Schulleitern Startseite Topmeldung
Arbeitsbedingungen A13

Realität Schule: Zu wenig Lehrkräfte, mehr Seiteneinsteiger und viele unbesetzte Stellen

München – Im Auftrag des Verbands Bildung und Erziehung e.V. (VBE) und des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands e.V. (BLLV) befragte forsa 1.308 Schulleiterinnen und Schulleiter in Deutschland, darunter auch 250 in Bayern. Das Ergebnis der repräsentativen Studie bestätigt erneut den enormen Lehrkräftemangel – auch in Bayern. Im Durchschnitt konnte aktuell an jeder Schule eine Lehrkräftestelle nicht besetzt werden. Gleichzeitig sind viele Stellen nur notdürftig besetzt und die Personalsituation wird sich in den kommenden Jahren nicht verbessern. 86 Prozent der Befragten in Bayern gehen davon aus, dass der Lehrkräftemangel die Realität Schule auch weiterhin stark betreffen wird. Ein Armutszeugnis für die bayerische Bildungspolitik!

Die forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH hat im Oktober 2022 erneut Schulleiterinnen und Schulleiter an allgemeinbildenden Schulen befragt. Im Fokus der Befragung standen dabei der Lehrkräftemangel und der Einsatz von Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern an den Schulen, also von Menschen ohne vorhergehende Lehramtsqualifikation.

 

Das erste alarmierende Ergebnis: Sowohl in Bayern als auch bundesweit nimmt der Anteil der nicht besetzten Lehrkräftestellen im Vergleich zum Vorjahr zu. Bundesweit sind im Jahr 2022 11 Prozent der eigentlich zur Verfügung stehenden Lehrerstellen an allgemeinbildenden Schulen nicht besetzt. In Bayern sieht es so aus: Hier konnten zehn Prozent der Stellen nicht besetzt werden. Zum Ausgleich wird Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern immer wieder ein schneller Weg in die Schule ermöglicht – rund 57 Prozent der Befragten in Bayern gaben an, diese in ihrer Schule zu beschäftigen. Das sind drei Prozent mehr als im Vorjahr. 87 Prozent dieser Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern sind in Bayern in einem befristeten Arbeitsverhältnis beschäftigt. Bundesweit sind dies nur 51 Prozent.

 

Mit Seiteneinsteigern aus der Bildungskrise?

„Wir steuern nicht auf eine Bildungskrise zu, wir stecken längst mitten in einer Bildungskatastrophe. Nicht nur die starken Kompetenzrückgänge der Schülerinnen und Schüler machen uns große Sorgen. Die Bildungsqualität in Gänze leidet sehr, die Bildungsungerechtigkeit nimmt zu und die Zukunft der Kinder macht uns deswegen große Sorgen. Immer mehr Lehrkräfte kommen an ihre Belastungsgrenzen. Seiteneinsteigerinnen und -einsteiger können in der aktuellen Notsituation natürlich eine Unterstützung sein. Wir dürfen aber nicht aus den Augen verlieren, was es wirklich braucht: Für die individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler braucht es nicht nur mehr Personal. Was wir langfristig brauchen, sind professionell ausgebildete Lehrkräfte und multiprofessionelle Teams, die die Schülerinnen und Schüler pädagogisch sowie fachlich fördern können“, ordnet BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann die aktuellen Ergebnisse der forsa-Studie ein.

 

Deshalb gilt es, nicht nur irgendwen an die Schulen zu bringen, sondern die Besten! Dafür müssen wir den Lehrberuf wieder attraktiv machen. Langfristig braucht es dafür die angekündigte gleiche Eingangsbesoldung für alle Schularten. Die Gleichwertigkeit der Lehrämter ist dringend angezeigt, denn die gesellschaftliche Anerkennung und Wertschätzung aller Lehrerinnen und Lehrer ist das Fundament eines professionellen Bildungssystems. Die Flexibilisierung der Lehrkräftebildung muss zur Steigerung der Qualität der Lehrerbildung eingeführt werden und steht für die Gewinnung der Besten! „Die schulische Realität braucht Qualität – wir brauchen die Besten – das haben die Kinder und Jugendlichen in Bayern mehr als verdient!“, so Präsidentin Fleischmann.


Pressemitteilung des BLLV-Dachverbands VBE (Verband Bildung und Erziehung):
» "Lehrkräftemangel deutlich gravierender als von der KMK angenommen!"



Medienberichte

Simone Fleischmann im Wortlaut:

  • "Wir stecken längst mitten in einer Bildungskatastrophe."
     
  • Zur Problematik, dass Quer- und Seiteneinsteiger didaktisch und pädagogisch Unterstützung brauchen, etwa bei Organisation von Ausflügen, Notengebung oder Vorbereiten von Elternabenden:
    "Wer beantwortet all diese Fragen? Das ist nicht der Kultusminister. Das ist die Kollegin, der Kollege aus der Parallelklasse. Die müssen mitunter zwischen zwei Klassenzimmern hin- und hereilen, das kostet viel Kraft und Zeit."
     
  • Die BLLV-Präsidentin fordert mehr multiprofessionelle Teams, beispielsweise Therapeuten, Schulsozialarbeiter und Logopäden.
     
  • "Seiteneinsteiger können ergänzen, aber nicht ausgebildete Lehrkräfte ersetzen. Für Aufgaben wie Integration und Inklusion helfen Unterrichtende mit "Schmalspurausbildung" nicht weiter, sondern es schadet dem Berufsethos und führt zur Entprofessionalisierung - das hält junge Leute vom Lehramtsstudium ab."
     
  • "Es muss mit Unterstützung von oben auch den Eltern klargemacht werden, dass neben einer soliden Grundversorgung nicht immer mehr Angebote, Leistungen und Projekte möglich sind."


Gerhard Brand, Vorsitzender des BLLV-Dachverbands VBE (Verband Bildung und Erziehung), zur Aussage von Kultusminister Piazolo, die erhobenen Zahlen seien unsauber bzw. sogar "Fake News":

  • "Die durch randomisierte Telefoninterviews erhobenen Daten sind korrekt erhoben und wissenschaftlich exakt aufbereitet. Piazolo will sie offensichtlich schlecht machen, um vom eigenen Versagen abzulenken."
     
  • "Die Politik und auch Piazolo sollen sich ehrlich machen, den Lehrkräftemangel nicht beschönigen, keine unerfüllbaren Erwartungen schüren, kein Personal aus anderen Bundesländern abwerben, die Belastungen senken, den Beruf attraktiver machen. Bei vielen ist Ende Gelände."
     
  • "Wir müssen die Leute im System halten. Das belegen die vielen vakanten Positionen auf den Schulleitungsposten. Kaum einer ist noch bereit unter diesen Bedingungen zu arbeiten. Das wird auch ein Piazolo nicht leugnen können."
     

BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann im Wortlaut:
"Seiteneinsteigerinnen und -einsteiger können in der aktuellen Notsituation natürlich eine Unterstützung sein. Wir dürfen aber nicht aus den Augen verlieren, was es wirklich braucht: Für die individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler braucht es nicht nur mehr Personal. Was wir langfristig brauchen, sind professionell ausgebildete Lehrkräfte und multiprofessionelle Teams, die die Schülerinnen und Schüler pädagogisch sowie fachlich fördern können."

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