„Die Stille schreit“: Bewegende Doku auch für Schulvorstellungen
Die gebürtige Amerikanerin Miriam Friedmann erfährt nur durch Zufall, dass ihre Großeltern in Augsburg dem NS-Regime zum Opfer fielen. Die Dokumentation von Josef Pröll begleitet sie auf ihrer geschichtlichen Spurensuche.
Eigentlich wollten die Eltern von Miriam Friedmann ihrer Tochter etwas Gutes tun, als sie sich entschlossen, ihr nichts von dem Schicksal der Familie zu erzählen: Denn die Großeltern Friedmann sollten von den Nationalsozialisten deportiert werden, nahmen sich daher mit Freunden in Augsburg das Leben. Die Großeltern Oberdorfer wurden im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. Miriams Eltern, Elisabeth und Fritz Friedmann gelang gerade noch rechtzeitig die Flucht in die USA.
Das alles erfährt Miriam Friedmann später nur durch einen Zufall. Prof. Dr. Friedrich Friedmann bekam 1960 einen Ruf als Ordinarius für amerikanische Kulturgeschichte an die LMU München, wo er das Amerika Institut der Uni aufbautet. Erst 2001 zieht ihre Tochter Miriam Friedmann nach Augsburg. Miriam und ihr Bruder entdecken im Arbeitszimmer des Vaters Unterlagen über das Schicksal ihrer Familie. So beginnt die Spurensuche von Miriam Friedmann:
Wenn das Nichtgesagte laut wird
Die sachliche und zurückgenommene Erzählweise des Films lässt die Geschehnisse dabei umso lebendiger werden und erzeugt beim Zuschauer gleichermaßen Mitgefühl und Fassungslosigkeit, mit welcher Selbstverständlichkeit damals das eigentlich Unfassbare geschehen konnte – systematisch und gnadenlos, wie Regisseur Pröll sagt.
Die Gäste bei der Uraufführung des eindrücklichen Dokumentarfilms „Die Stille schreit“, für die Josef Pröll eng mit Miriam Friedmann zusammenarbeitete, waren betroffen und nach der Vorführung im Thalia Kino in Augsburg am 20. Januar herrschte vorerst totale Stille. Der Film war zuvor bereits bei einer Preview im Rahmen der jüdischen Filmtage in München am 17. Januar gelaufen.
Weitere Informationen zum Film, die nächsten Vorführungen und wie Sie Schulvorstellungen organisieren können, finden Sie unter: www.diestilleschreit.de
Regisseur Josef Pröll über seine Arbeit am Film:
Es hat mich erschreckt, zu sehen, was Menschen anderen antun können. Erschreckt und tief berührt – so sehr, dass ich manchmal vor meinem Computer saß und nicht mehr weiterarbeiten konnte. Gerade deshalb finde ich es auch so wichtig, dass wir diese Geschichte weitergeben, die ja stellvertretend für andere Städte und Tausende andere Familienschicksale steht. Dass wir zeigen, was aus Hass alles entstehen kann – und klarmachen: Das darf nie wieder passieren. Der Film soll die Zuschauer vor allem zum Nachdenken darüber anregen. Also sich selbst Fragen zu stellen: Wie würde ich in einer solchen Situation reagieren? Was lerne ich aus unserer Vergangenheit? Wie gehen wir heute miteinander um? Und: Wie wichtig ist mir unsere Demokratie?
Weitere Informationen
Informationen zum Film: www.diestilleschreit.de
BLLV: Erinnerungsarbeit
Rekonstruktion: Lehrerbiografien
Idee und Umsetzung: Das Projekt Erinnern