München - Zum „Internationalen Tag der Muttersprache“ am 21. Februar haben der Vorsitzende des Fördervereins Bairische Sprache und Dialekte e.V. (FBSD) Horst Münzinger, und der Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), Klaus Wenzel, den hohen Wert des Dialekts betont. In einer gemeinsamen Presseerklärung fordern beide eine erheblich stärkere Positionierung der Dialekte in der Spracherziehung an den Schulen und ermuntern Eltern, selbstbewusst Dialekt zu sprechen. Nur so könne die Mundart erhalten bleiben. Der Dialekt leiste einen wichtigen Beitrag zur Bewahrung und Förderung von Kulturgütern, erklärten heute beide in München. Dialekte müssten daher noch mehr gefördert, keinesfalls dürften sie diskriminiert oder stigmatisiert werden. Das Vorurteil, Mundart behindere die Sprach- und Lernfähigkeit Heranwachsender, müsse abgebaut werden. „In der Bildungsdiskussion herrscht inzwischen Einigkeit darüber, dass Mehrsprachigkeit, damit ist das Erlernen von Dialekt und Hochsprache gemeint, die sprachliche, kognitive und auch die soziale Entwicklung von Kindern positiv beeinflusst“, sagte Wenzel. Er bekomme von vielen Schulleitern und Lehrkräften die Rückmeldung, dass Dialekte das Schulleben bereicherten. Münzinger und Wenzel plädierten dafür, Dialekten, dort, wo sie lebendig seien, die notwendigen Freiräume zu gewähren.
Weil immer weniger Kinder und Jugendliche Dialekte sprechen würden, sei die Gefahr groß, dass sie verloren gingen, erklärte Münzinger. Schon in Kindergärten werde deutlich weniger Mundart gesprochen als noch vor wenigen Jahren. Dieser Trend müsse gestoppt werden. Dialekte seien schließlich ausschlaggebend für die Entfaltung regionaler, sozialer und kultureller Identität aller Menschen, betonten Münzinger und Wenzel.
Heranwachsende, die Dialekte sprechen, sollten bestärkt und nicht diskriminiert werden - dies sei immer wieder der Fall. „Die Muttersprache hat einen Eigenwert, den es zu erhalten und zu pflegen gilt, so Münzinger. Leider sei die Skepsis vieler Eltern groß. „Sie ist aber unbegründet“ betonte der FBSD-Vorsitzende. Dialekt sei keine Schande. Im Gegenteil: Er erhöhe den Wert der Sprache. Auch die These, mundartsprechende Kinder hätten Probleme mit der Rechtsschreibung, lasse sich nicht belegen. „Wir stellen sogar fest, dass Kinder, die Dialekte beherrschen, in der Regel sprachlich flexibler und wendiger sind.“
Wenzel forderte, allen Schülerinnen und Schülern noch mehr als bisher den Zugang zu der am Wohnort und in der Region üblichen Varietät der südhochdeutschen Sprache, ihren Dialekten und Besonderheiten zu ermöglichen. An die Eltern appellierte er, selbstbewusst ihren Dialekt zu sprechen und so an die nachfolgenden Generationen weiterzugeben. „Sie müssen sich vor Augen halten, dass Dialekte eine Bereicherung im Wortschatz darstellen und einen großen sprachbildenden Wert haben.“ Mundart und Standardsprache seien keine Gegensätze, sondern Ergänzungen. Kinder lernten auf natürliche Weise, zwischen den verschiedenen Varianten und Stilebenen zu unterscheiden und sich angemessen in der jeweiligen Situation zu äußern. Die Sorgen der Eltern seien daher unbegründet.
Der BLLV-Präsident und Münzinger schlugen eine Plattform im Internet vor, die Lernmaterial anbiete und die Lehrkräfte wie Erzieher/innen jederzeit abrufen könnten. Ausdrücklich lobten beide die Schulhandreichung aus dem Jahr 2006 „Dialekte in Bayern“, die das Kultusministerium an alle Schulen verteilen ließ. Das sei aber nicht genug: Kindergarten- und Schulprojekte zur Mundartförderung müssten noch mehr unterstützt und noch öfter als bisher initiiert werden. Ziel müsse sein, sinnvolle Ergänzungen zu den Verordnungen und in Lehrplänen enthaltenden Empfehlungen zur Mundartförderung zu schaffen.