Auseinandersetzung mit NS-Diktatur essentiell im Bildungsauftrag
München - Über 60 Bildungsorganisationen präsentieren ihre Bildungsangebote zum Themenfeld Nationalsozialismus, Verfolgung und Holocaust auf dem neuen Internetportal www.forum-erinnern.de. Initiiert wurde das Portal vom Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband, der es auch weitgehend finanziert. Schirmherr der bayernweiten Initiative ist Kultus-minister Michael Piazolo.
„Es darf niemals Schluss sein mit der Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus. Wir dürfen nicht aufhören, ihrer in den Schulen und im öffentlichen Leben zu gedenken. Sie ermahnen uns, sensibel zu sein gegenüber Ausgrenzung, Diskriminierung und Verfolgung von Minderheiten und Andersdenkenden. Wir wollen dazu beitragen, dass Erinnerungskultur lebendig bleibt und Schulen neue Ideen und Impulse für den Unterricht zu diesem Thema erhalten.“ Mit diesen Worten begründete BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann anlässlich der heutigen Präsentation des neuen Geschichtsportals www.forum-erinnern.de das Engagement des BLLV bei diesem Projekt.
Auf der Plattform können alle Bildungseinrichtungen in Bayern ihre Angebote zur Geschichte des Nationalsozialismus kostenlos darstellen. Sie eröffnet Lehrerinnen und Lehrern, außerschulischen Bildungseinrichtungen und einem interessierten Publikum unterschiedliche Zugangsweisen zu diesem Themenfeld. Eine integrierte Suchfunktion macht es möglich, einfach und schnell nach Themen, Formaten und Regionen zu differenzieren und so ein passendes Bildungsangebot für den Einsatz im Unterricht zu finden. Weitere Träger des Portals sind neben dem BLLV das Bayerische Bündnis für Toleranz, das NS-Dokumentationszentrum München und das Max-Mannheimer-Studienzentrum. Sie konzipierten das „Forum Erinnern“ gemeinsam und werden auch die Weiterentwicklung des Portals begleiten.
Schirmherr Kultusminister Prof. Dr. Michael Piazolo: „Die schrecklichen Verbrechen der NS-Diktatur sind Teil der deutschen Geschichte. Unsere Schülerinnen und Schüler müssen sich mit diesen auseinandersetzen und wir müssen mit ihnen darüber sprechen. Das ist wichtig, da es kaum noch Zeitzeugen gibt, die persönlich in den Schulen von ihren Erlebnissen in der Zeit des Nationalsozialismus erzählen können. Mit dem neuen Portal „www.forum-
erinnern.de“ können sich Lehrerinnen und Lehrer und alle Interessierten schnell einen Überblick über die unterschiedlichen Bildungsangebote zum Thema Nationalsozialismus verschaffen.“
Der Sprecher des Bayerischen Bündnisses für Toleranz, Landesbischof
Dr. Heinrich Bedford-Strohm, unterstrich die Bedeutung der Erinnerungskultur
für unsere Gesellschaft: „Wenn wir uns der Opfer und des Unrechts der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft erinnern, dann hat das auch klare Konsequenzen für heute. Ausgrenzung von Menschen anderen Glaubens, anderer ethnischer Herkunft, anderer politischer Überzeugung oder anderer sexueller Ausrichtung ist ein Angriff auf unsere demokratische Gesellschaft und die Grundorientierungen, aus denen sie lebt. Schweigen ist keine Antwort. Es gilt, für diese demokratischen Grundorientierungen aktiv einzustehen. Die Initiative des BLLV ist ein wichtiger Beitrag dazu, dass Erinnern an vergangenes Unrecht mit dem Einsatz gegen Ausgrenzung und Unrecht heute zusammengehen. Als Bayerisches Bündnis für Toleranz sind wir für dieses neue Informationstool sehr dankbar.“
Dr. Thomas Rink, wissenschaftlicher Mitarbeiter des NS-Dokumentationszentrums München, betonte in Vertretung der Direktorin Dr. Mirjam Zadoff, wie wichtig die Auseinandersetzung mit der NS-Diktatur für unsere Sicht auf Geschichte und Gegenwart ist: "In den 1960er und 70er Jahren waren es besonders die Geschichtswerkstätten, jene vielen kleineren und größeren lokalen Initiativen, die eine Beschäftigung mit der Vergangenheit, mit dem Nationalsozialismus und dem Holocaust auf breiter Basis bewirkt haben.
Das „Forum Erinnern“ bietet Institutionen, Initiativen und Projekten die Möglichkeit, sich zu vernetzen sowie Publikum und Partner*innen für ihre vielfältigen Angebote zu finden. Schüler*innen werden eingeladen, aus der Beschäftigung mit der Vergangenheit Visionen für unser gegenwärtiges und zukünftiges gesellschaftliches Miteinander zu entwickeln. Dazu bietet dieses für die Vermittlungsarbeit zentrale Portal ein Forum."
Dr. Markus Gruber, Amtschef des Bayerischen Sozialministeriums und Vertreter des Max Mannheimer Hauses, sieht deren Beteiligung als Trägerorganisation als wichtige Möglichkeit, das Vermächtnis Max Mannheimers weiterzutragen: „Max Mannheimer war ein beeindruckender Zeitzeuge, der über Jahrzehnte hinweg in bayerischen Schulklassen über seine Verfolgung und seine Zeit im KZ gesprochen hat. Er hat Generationen von Schülerinnen und Schülern die Ungeheuerlichkeit und Monstrosität dieses menschenverachtenden Regimes am Beispiel seiner eigenen Lebensgeschichte verständlich machen können und damit auch einen ganz wesentlichen Beitrag zur Antisemitismus-Prävention geleistet.“
Die Präsidentin des BLLV, Simone Fleischmann, äußerte zum Abschluss der Pressekonferenz ihre Hoffnung, dass www.forum-erinnern.de in Zukunft auch dem Austausch und der inhaltlichen und konzeptionellen Weiterentwicklung der Erinnerungskultur in Bayern dient: „Schön wäre, wenn dieses Portal eine wichtige Plattform für alle interessierten Pädagoginnen und Pädagogen werden könnte für den Austausch zu wissenschaftlicher, museumspädagogischer und praktischer pädagogischer Arbeit in diesem Themenbereich.“